
E-Learning in Kirche?
Wenn man in die Landschaft kirchlicher Weiterbildung schaut, sieht vieles noch so aus wie vor zwanzig Jahren: Präsenzseminare, Wochenendtagungen, Gruppen vor Flipcharts. Und ja – das hat definitiv seinen Platz. Aber es wäre schade, wenn wir bei diesen Formen stehenbleiben würden. Denn während sich das Lernen in Schule, Uni und Wirtschaft längst weiterentwickelt hat, sind wir als Kirche oft noch zurückhaltend, wenn es um neue Lernformate geht.
Dabei geht es hier nicht um Technikverliebtheit oder Modernität um der Modernität willen. Es geht um eine zentrale Frage: Wie können Leiter heute so lernen, dass sie morgen noch relevant führen?
Schauen wir uns dazu kurz an, was eigentlich hinter Begriffen wie E-Learning, Hybrid Learning oder Blended Learning steckt.
E-Learning beschreibt Lernprozesse, die komplett online stattfinden – oft über Lernplattformen, Videos, Quizze oder digitale Kursräume.
Hybrid-Learning verbindet Online- und Präsenzveranstaltungen flexibel – zum Beispiel ein Online-Vortrag mit anschließender Diskussion vor Ort. Und dann gibt es
Blended Learning: eine durchdachte Mischung aus digitalen Inhalten, Praxiseinheiten und persönlichem Austausch – oft über mehrere Wochen oder Monate hinweg.
Das klingt erstmal technisch – ist es aber nicht. Denn es geht weniger um Tools, sondern um Menschen.
Als gläubiger Leiter oder -Mitarbeiter willst du dich geistlich und praktisch weiterentwickeln. Du willst nicht nur mehr wissen, sondern führen durch Gottes Kraft & Weisheit. Und genau das ist mit semi-online Lernformen genauso oder noch besser erreichbar als bei fixen Präsenzveranstaltungen: Diese holen dich in deinem Alltag ab. Sie machen Lernen nicht von einem bestimmten Ort oder Datum abhängig, sondern flexibel und alltagsnah.
Gleichzeitig wissen wir: Wir brauchen den Austausch. Wir brauchen glaubenserfüllte Gemeinschaft. Wir brauchen echtes Feedback, geistliche Reflexion und Impulse, die tiefer gehen als ein bloßer Informations-Download.
Deshalb ist 100 % Online auch nicht die Lösung. Wir wollen keine Kirche, in der alles über Zoom läuft und keiner mehr persönlich betet, diskutiert, ringt. Aber genauso wenig sollten wir ignorieren, dass Gott uns Werkzeuge in die Hand gegeben hat, die Lernen neu denken lassen.
Denn ja – der Heilige Geist kann durch ein Video wirken. Wenn eine Einheit mit Gebet, Tiefgang und Klarheit vorbereitet wurde, kann sie Herzen berühren. Vielleicht hast du das selbst schon erlebt: Du siehst eine Predigt oder ein Leitungsinput online – und plötzlich trifft dich etwas, als würde Jesus direkt mit dir sprechen.
Warum sollten wir das nicht gezielter einsetzen?
Wir als K5 Leitertraining haben uns für Blended Learning als Lernform entschieden. Die Trainingseinheiten sind auf Video verfügbar, so dass du sie flexibel schauen kannst – wann und wo es für dich passt. Aber das ist nur ein Teil. Denn dazu kommen Lerngruppen vor Ort oder live online, in denen ihr euch austauscht, miteinander betet, voneinander lernt. Und dazu kommen Praxisaufgaben, mit denen du das Gelernte direkt in deinem Leitungskontext anwenden kannst.
Das ist unsere Vorstellung von Blended Learning, wie es gut funktionieren kann: geistlich fundiert, praxisnah, gemeinschaftsorientiert.
Es geht hier nicht um Ersatz. Es geht um Ergänzung. Um Möglichkeiten. Um neue Räume für Wachstum.
Denn mal ehrlich: Wie oft ist es bei klassischen Seminaren so, dass du nach einem Wochenende motiviert bist – aber im Alltag alles wieder verpufft? Lernforschung zeigt: Nachhaltiges Lernen braucht Wiederholung, Anwendung, Reflexion. Und genau das ermöglichen moderne Formate.
Stell dir vor, dein Team könnte einen Impuls gemeinsam online schauen – und dann in einer Teambesprechung diskutieren, wie das auf euren Bereich anwendbar ist. Oder du schaust eine Trainingseinheit am Abend, reflektierst am nächsten Tag im Gebet, und besprichst es dann mit deiner Lerngruppe. Lernen wird so Teil deines Alltags, nicht etwas, das nur auf Tagungen stattfindet.
Das ist keine Theorie. Das funktioniert. Und es macht Leitung stärker.
Natürlich: Nicht jede Gemeinde hat sofort die Ressourcen oder die Technik. Und ja, manche Leiter bevorzugen nach wie vor das klassische Setting. Das ist völlig okay. Aber es wäre schade, wenn wir das Neue pauschal ablehnen, nur weil es anders ist. Denn die Frage ist nicht: Digital oder analog? Die Frage ist: Was hilft Menschen am meisten, in ihrer Berufung zu wachsen?
Blended Learning ist dabei kein Wundermittel – aber ein Werkzeug. Ein gutes. Eines, das die Stärken beider Welten verbindet: die Tiefe von Präsenz, die Flexibilität des Digitalen.
Gott hat dir Einfluss gegeben. Und Einfluss wächst dort, wo du bereit bist zu lernen – egal, auf welchem Weg.
Deshalb ist es Zeit, neue Formen zuzulassen. Nicht, weil wir müssen. Sondern weil wir dürfen. Weil wir wollen, dass Leiter in ihrer Berufung reifen. Weil wir glauben, dass Jesus auch durch ein gut produziertes Video spricht. Und weil echte Veränderung nicht an einem Ort gebunden ist – sondern an ein Herz, das bereit ist, sich von ihm führen zu lassen.
Wenn du das nächste Mal vor der Wahl stehst – klassisches Seminar oder blended Training – dann frag dich nicht nur: Was kennen wir schon? Sondern auch: Was bringt meine Leute wirklich weiter?
Vielleicht ist beides richtig. Aber vielleicht entdeckst du gerade jetzt, wie viel Kraft in einem Lernprozess steckt, der dich mitten im Alltag abholt. Und genau dort verändert, wo du Menschen führst.
Titelfoto von Kelly Sikkema auf Unsplash