
Ehrenamtliche Mitarbeiter finden
Kennst du dieses Gefühl? Du stehst vor deinem Team, oder besser gesagt: vor der Hälfte deines Teams. Die Aufgaben stapeln sich, die Termine rücken näher, und innerlich fragst du dich: "Wie soll ich das schaffen, wenn wir immer zu wenig Leute sind?" Du gibst dein Bestes, opferst freie Abende, springst selbst ein, wo eigentlich jemand anderes gebraucht würde – und irgendwann machst du einfach, was halt gemacht werden muss. Willkommen im Alltag vieler ehrenamtlicher Leiterinnen und Leiter.
Die Wahrheit ist: Du bist damit nicht allein. In fast jedem ehrenamtlichen Bereich höre ich denselben Schmerz. „Wir bräuchten mehr Mitarbeiter, aber wir finden einfach niemanden.“ Und vielleicht denkst du dir: „Das liegt halt an der heutigen Generation…“ Oder: „Die Leute wollen sich einfach nicht mehr binden.“ Aber was, wenn das nicht die ganze Wahrheit ist?
Führung im Ehrenamt ist eine besondere Herausforderung. Du kannst niemandem ein Gehalt anbieten. Du kannst keine Verträge unterschreiben lassen. Du führst Menschen, die in ihrer Freizeit da sind – weil sie es wollen. Das bedeutet: Deine Leitung muss überzeugen. Inspirieren. Mitnehmen. Das Gehalt eines Ehrenamtlers ist deine Ermutigung.
Eine Wahrheit, die dir hilft, nicht dauerhaft frustriert zu sein: Du wirst nie alle Ressourcen haben, die du gern hättest. Und das ist okay und normal. Eigentlich ist das sogar ein gutes Zeichen – denn wenn eure Vision komplett mit deinem jetzigen Team erreichbar wäre, wäre sie vielleicht zu klein gedacht. Leiterschaft heißt immer auch, den Glauben zu behalten, dass Gott Menschen beruft, noch bevor du sie siehst.
Aber Mitarbeitersuche beginnt nicht bei den anderen – sie beginnt bei dir. Bei deiner Haltung als Leiter. Frag dich: Was strahle ich aus? Begeisterung? Hoffnung? Oder eher Überforderung und Frust? Menschen folgen lieber jemandem, der brennt, als jemandem, der ausbrennt.
3 Tipps, wie du konkret neue Mitarbeiter gewinnen kannst
1. Sprich gezielt Leben und Potenzial in Menschen hinein
Viele Menschen würden gern mitarbeiten – sie wissen nur nicht wo oder glauben nicht, dass sie gebraucht werden. Oder sie trauen es sich nicht zu. Oder sie sehen keinen klaren Platz für sich. Deine Aufgabe ist es, in ihnen das zu sehen, was sie selbst vielleicht nicht sehen. Sprich sie direkt an. Sag Sätze wie: „Ich sehe, dass du gut mit Menschen kannst – könntest du dir vorstellen, Teil unseres Begrüßungsteams zu werden?“ oder „Ich habe den Eindruck, du könntest andere richtig gut begleiten – hättest du Lust, ein kleines Team zu leiten?“
Du wirst erstaunt sein, wie sehr ein ermutigendes Wort Türen öffnet.
2. Male ein Bild der Vision, nicht der Lücke
Menschen folgen keiner Lücke, sie folgen einer Vision. Statt zu sagen: „Wir brauchen dringend jemanden für den Kinderdienst“, sag lieber: „Wir träumen von einer Kirche, in der Kinder Gott lieben lernen – und wir suchen Menschen, die mitgestalten wollen.“ Menschen wollen Teil von etwas Größerem sein – deine Aufgabe ist es, ihnen dieses „größere Bild“ zu zeigen.
3. Setze auf Beziehungen, nicht auf Aushänge
Aushänge, Social Media Posts und Ansagen haben ihren Platz – aber Mitarbeiter werden durch Beziehung gewonnen. Menschen folgen Menschen. Frage dich: „Mit wem könnte ich diese Woche ein echtes Gespräch führen?“ Lade zum Kaffee ein. Zeig echtes Interesse. Erkläre in Ruhe, was möglich wäre. Wenn du Beziehung investierst, wächst Vertrauen – und mit Vertrauen kommt Bereitschaft.
Natürlich wirst du auch erleben, dass die besten Leute oft schon irgendwo engagiert sind. Klar – wer Verantwortung übernimmt, hat meist einen vollen Kalender. Wenn du sie gewinnen willst, wirst du sie vor die Entscheidung stellen müssen, ob sie willig sind, für die neue Rolle, die du für sie in deinem Team siehst, etwas anderes aus ihrem jetzigen Alltag streichen. Etwa eine andere Aufgabe, oder ein Hobby etc. Du willst keinem anderen Team einen Mitarbeiter abwerben, aber Gott wird allen Beteiligten zeigen, was dran ist.
Gleichzeitig gilt aber auch: Warte nicht auf „die perfekten Leute“ – starte mit denen, die Gott dir heute zeigt. Und gewinne früh einen Co-Leiter oder eine Co-Leiterin. Gemeinsam sucht es sich leichter. Deine Aufgabe ist nicht, allein ein starkes Team zu bauen – deine Aufgabe ist es, Menschen zu sehen, sie zu rufen und ihnen zu helfen, in ihr Potenzial hineinzuwachsen.
Denn du musst nicht alles allein tragen. Und du bist nicht allein unterwegs. Und das Beste: Du darfst erleben, wie Menschen durch deine Einladung aufblühen – weil du den Mut hattest, sie zu fragen.
Möchtest du auch Menschen in ihrer Leiterschaft fördern? Dann schau dir mal unseren Gruppenleiterkurs an – dort lernst du nicht nur, wie man führt, sondern wie man multipliziert.
Titelfoto von Vadim Artyukhin auf Unsplash