
Leite mit deinem Stil
Hast du dich schon mal gefragt, warum du in manchen Teams sofort in den Flow kommst – und in anderen irgendwie immer Sand im Getriebe ist? Oft liegt das nicht an der Vision oder den Aufgaben, sondern am Führungsstil. Der Stil, wie du leitest (oder geleitet wirst), prägt Atmosphäre, Vertrauen und letztlich den Erfolg eures Miteinanders. Gerade im Ehrenamt, wo Motivation nicht über Gehalt, sondern über Beziehung und Sinn entsteht, ist das besonders spürbar.
Führungsstile existieren und sind unausweichlich
Führung ist nie neutral. Du bringst deine Persönlichkeit mit, deine Prägung, deine Art zu kommunizieren. Und das ist gut so – denn es gibt nicht den einen „richtigen“ Führungsstil. Es gibt viele. Unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedliche Leitung. Unterschiedliche Situationen auch. Deshalb ist es wichtig, dass du deinen Stil kennst – und lernst, flexibel damit umzugehen.
Vielleicht hast du schon erlebt, dass du mit einer „Alles gemeinsam“-Mentalität super gefahren bist – bis du plötzlich ein Team übernommen hast, das ohne klare Struktur völlig ins Chaos rutscht. Oder du bist eher der pragmatische Macher, merkst aber, dass deine Mitarbeitenden mehr Raum für Mitgestaltung brauchen. Dein Führungsstil wirkt. Immer.
Manche sagen: „Ich bin halt so.“ Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Ja, dein Führungsstil hängt stark mit deiner Persönlichkeit zusammen. Introvertierte leiten oft anders als Extrovertierte. Strukturliebende anders als Kreativköpfe. Aber: Dein Stil ist nicht in Stein gemeißelt. Er ist wie ein Werkzeugkasten – und du kannst lernen, darin zu greifen, was gerade gebraucht wird.
Für den ehrenamtlichen Kontext haben sich besonders diese vier Führungsstile bewährt:
1. Der coachende Führungsstil: Du stellst Fragen, hilfst beim Reflektieren und stärkst Selbstverantwortung. Ideal für reife, motivierte Teams.
2. Der partizipative Stil: Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Du hörst viel zu, lässt Raum für Ideen. Besonders hilfreich für kreative Prozesse oder neue Teams.
3. Der strukturierende Stil: Du gibst klare Ziele, Aufgaben und Abläufe vor. Wichtig bei komplexen Projekten oder unerfahrenen Teams.
4. Der dienende Führungsstil: Du stellst dich in den Dienst deines Teams, ermöglichst Entwicklung und stärkst den Einzelnen. Besonders wirkungsvoll in gemeindlichen Kontexten.
Keiner dieser Stile ist „besser“ – entscheidend ist, was in deinem Team gerade gebraucht wird. Und das bringt uns zum nächsten Punkt: Du solltest nicht nur deinen Stil kennen, sondern auch den Stil der anderen erkennen. Wenn du merkst, dass jemand sehr initiativ, aber wenig strukturiert ist, kannst du mit klaren Rahmenbedingungen enorm helfen. Oder wenn jemand viel Sicherheit braucht, kannst du ihn nicht einfach ins kalte Wasser werfen, nur weil das für dich funktioniert.
Führung heißt: sich auf andere einstellen. Nicht um sich zu verbiegen, sondern um gemeinsam weiterzukommen.
Führungsstile können entwickelt werden
Und was ist mit deinen eigenen Baustellen? Manche raten: „Arbeite an deinen Schwächen.“ Andere sagen: „Stärke deine Stärken.“ Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Du musst nicht in allem perfekt sein. Aber du solltest reflektieren: Was ist in meiner Leitung hinderlich? Was braucht mein Team – nicht nur ich? Vielleicht bist du super im Inspirieren, aber Chaos bricht aus, sobald es in die Umsetzung geht. Dann kann es hilfreich sein, dich mit jemandem zu ergänzen – und gleichzeitig Tools zu lernen, um Struktur nicht nur zu ertragen, sondern sogar zu gestalten.
Dein Führungsstil ist ein Wachstumsfeld. Und Wachstum bedeutet: Du wirst sicherer, klarer, vielseitiger. Du leitest nicht mehr aus dem Bauchgefühl, sondern mit Bewusstsein. Du merkst schneller, was funktioniert – und warum. Du erkennst Spannungen, bevor sie eskalieren. Und du baust Vertrauen, weil Menschen spüren: Du führst nicht für dich – sondern für sie.
Gerade als Leiter im christlichen Kontext darfst du nie vergessen: Du bist berufen zu leiten. Aber du bist auch berufen zu wachsen. Jesus hat Menschen nicht auf eine Art geführt – er hat je nach Person und Situation unterschiedlich reagiert: mal konfrontierend, mal fragend, mal heilend, mal herausfordernd. Und doch immer mit dem Ziel, Menschen in ihre Berufung zu führen. Dein Führungsstil darf das auch.
Also: Wo stehst du? Kennst du deinen Stil? Weißt du, wie du wirkst? Und bist du bereit, weiterzuwachsen?
Denn am Ende geht es nicht darum, irgendeinen Führungsstil zu perfektionieren – sondern darum, der Leiter zu werden, den dein Team braucht. Und den Gott in dir sieht.
Titelfoto von Ine Carriquiry auf Unsplash