
Leiten mit dem fünffältigen Dienst
Haben biblische Führungsprinzipien in Zeiten von Livestream Gottesdiensten, agilen Führungsteams und KI-gestützter Inhalte noch eine Relevanz?
In Epheser 4,11–13 schreibt Paulus: „Er hat die einen als Apostel gegeben, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen zuzurüsten für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi.“
Diese Verse sind mehr als schöne Theorie – sie geben uns ein praktisches Bild davon, wie gesunde Leitung im Reich Gottes aussehen kann: vielseitig, ergänzend, teamorientiert. Der sogenannte fünffältige Dienst beschreibt fünf unterschiedliche Rollen oder Gaben, die Jesus selbst seiner Gemeinde schenkt, damit sie reif wird, aufgebaut wird und ihre Sendung leben kann.
Wenn du leitest – sei es in einer Kleingruppe, einem Team oder in einer Gemeindeleitung – dann lohnt es sich, dieses Modell näher anzuschauen. Denn es verändert, wie wir über Leitung denken: weg vom Alleskönner hin zum Teamplayer. Weg von „eine Person muss alles abdecken“ hin zu „wir ergänzen uns, damit der Leib Christi gesund wächst“.
Aber was genau steckt hinter diesen fünf Rollen?
Apostel sind die Pioniere, die Visionsträger, die Neuland betreten.
Propheten helfen, Gottes Stimme zu hören und geistlich wach zu bleiben.
Evangelisten sind die Brückenbauer zu Menschen außerhalb der Gemeinde.
Hirten (oder: Pastoren) kümmern sich um die Menschen und ihre Herzen.
Lehrer bringen Struktur, Klarheit und helfen, die Wahrheit zu verstehen.
Das Spannende: Diese Gaben sind nicht nur für hauptamtliche Gemeindeleitung reserviert. Paulus spricht hier vom gesamten Leib – also auch von dir. Vielleicht liegt deine Stärke darin, andere zu ermutigen und in der Beziehung mit Jesus zu begleiten – das klingt sehr nach einem hirtenmäßigen Herz. Oder du brennst dafür, neue Wege zu finden, wie Kirche heute relevant sein kann – vielleicht schlummert in dir ein apostolisches Element.
Es geht beim fünffältigen Dienst also nicht um starre Rollenbeschreibungen, sondern um geistliche Grundausrichtungen, die uns helfen, unsere Gaben gezielter einzubringen.
Dabei hilft auch ein Tool, das ich dir empfehlen möchte: der 5FD-Test von ahelp.info. In wenigen Minuten bekommst du ein Profil, das dir zeigt, wie stark du in den einzelnen Dimensionen des fünffältigen Dienstes veranlagt bist. Natürlich ist das kein absoluter Maßstab – aber es kann dir helfen, deine eigene Berufung und dein Leitungsprofil besser zu verstehen. Und es kann spannende Gespräche auslösen – vor allem, wenn ihr den Test als Team macht.
Denn genau da liegt die große Chance: Leitung im Team – auf Basis des fünffältigen Dienstes.
Stell dir vor, ihr sitzt als Leitungskreis zusammen, und jeder bringt eine andere Stärke mit:
Die Apostelin bringt den Mut für neue Schritte.
Der Prophet mahnt zur geistlichen Ausrichtung.
Die Evangelistin fragt: „Wie erreichen wir die Menschen da draußen?“
Der Hirte sieht: „Wie geht es eigentlich unserem Team?“
Die Lehrerin stellt sicher, dass das Fundament stimmt.
Das ist keine Theorie – das ist der Leib Christi in Aktion.
Natürlich ist es selten so perfekt ausbalanciert. In vielen Teams sind bestimmte Rollen überrepräsentiert, andere fehlen. Und ja: Manchmal überfordert uns das Konzept auch. Was, wenn keiner in unserem Team prophetisch unterwegs ist? Oder wenn die Lehrerin im Team ständig bremst, während der Apostel schon fünf Schritte weiter denkt?
Hier ist es wichtig, zwei Dinge zu verstehen:
Erstens: Der fünffältige Dienst ist ein Idealbild. Kein Team muss alle fünf Ämter zu 100 % abdecken, um gesund zu leiten. Aber das Bewusstsein dafür hilft dir, blinde Flecken zu erkennen und gezielter danach Ausschau zu halten, wer diese Lücke füllen könnte – vielleicht sogar außerhalb eures Teams.
Zweitens: Jeder kann in allen Bereichen wachsen. Nur weil dein Fokus aktuell stark auf dem Hirten-Dienst liegt, heißt das nicht, dass du nicht auch lernen kannst, visionär zu denken oder evangelistisch zu wirken. Aber du musst nicht alles gleich gut können. Leitung im Reich Gottes ist nie ein Solo – sondern immer ein Miteinander.
Für dich als Leiter heißt das:
Nimm dir die Zeit, dein eigenes Profil besser kennenzulernen. Mach den Test, bete darüber, rede mit vertrauten Leuten. Frag dich: Wo liegt meine Stärke? Und wo brauche ich Ergänzung?
Und dann übertrag das auf dein Team. Seid ehrlich miteinander. Wo seid ihr stark – und wo einseitig? Welche Stimme fehlt euch am Tisch? Wo könnte Gott euch jemanden zur Seite stellen, der das ergänzt?
Denn am Ende ist das Ziel nicht, dass jeder alles kann. Sondern dass wir gemeinsam in der Fülle dessen dienen, was Jesus seiner Gemeinde geschenkt hat. Damit Leitung nicht überfordert – sondern trägt. Nicht eng macht – sondern Raum schafft. Nicht aufhält – sondern freisetzt.
Wenn du das verinnerlichst, wird Leitung nicht nur effektiver – sondern auch gesünder. Für dich. Für dein Team. Und für die Menschen, denen ihr dient.
Und genau dafür ist K5 da: um Leiter wie dich zu stärken, zu reflektieren, zu trainieren – und in ihrer Berufung zu begleiten. Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um ganz neu zu entdecken, welche Rolle Gott dir zugedacht hat. Und wie du im Team leiten kannst – geistgeleitet, gemeinsam, und mit klarem Fokus auf Jesus.
Titelfoto von Erez Attias auf Unsplash