
Lernen in Gemeinschaft
Vielleicht hast du das auch schon mal erlebt: Du sitzt allein am Schreibtisch, das Lehrbuch aufgeschlagen, die Notizen sorgfältig gemacht – aber irgendwie bleibt das Gelesene abstrakt. Theorie pur. Im stillen Kämmerlein fühlt sich insbesondere das Thema Menschenführung plötzlich weit weg vom echten Leben an. Leitung ist kein theoretisches Konzept, sondern gelebte Beziehung, Verantwortung und Einfluss. Genau deshalb ist es so entscheidend, nicht allein zu lernen, sondern in Gemeinschaft.
Wenn du über Leitung lernen willst – egal ob als junger Nachwuchsleiter oder erfahrener Bereichsleiter – dann brauchst du mehr als nur Inhalte. Du brauchst andere Menschen, die mit dir unterwegs sind. Menschen, die dich herausfordern, spiegeln, ermutigen, dir Fragen stellen und mit dir mitkämpfen. Denn: Leitung wächst am besten im Miteinander.
Lerngruppen, Learning Communities, Reflexionsgruppe etc.
Lerngruppen oder Learning Communities sind kein neumodischer Hype, sondern das, was sich schon durch die Bibel zieht. Jesus selbst hat nie isoliert gelehrt – er hat eine kleine Gruppe um sich versammelt, hat sie mitgenommen, ihnen Dinge erklärt, sie reflektieren lassen, sie ausgesendet und sie wieder zusammengeführt. Geistliches Wachstum war immer gemeinschaftlich.
Gerade wenn es um Menschenführung geht, wird es persönlich. Und genau dort hilft eine Gruppe: Du merkst, dass du mit deinen Fragen nicht allein bist. Du siehst, wie andere ähnliche Herausforderungen haben wie du – und plötzlich wird aus deiner Lernzeit nicht nur ein „Wissen-Erwerben“, sondern ein „Leben-Teilen“.
Natürlich stellt sich die Frage: Wie groß sollte so eine Gruppe sein? Ideal sind Gruppen mit 3 bis 8 Personen. Das ist groß genug für verschiedene Perspektiven, aber klein genug, dass jeder zu Wort kommt und echte Beziehung entsteht. Und was den Rhythmus angeht: Alle 2–3 Wochen ein Treffen (live oder digital) funktioniert für die meisten gut. So bleibst du dran, ohne dass es deinen Alltag überfordert.
Klar, es braucht Verbindlichkeit. Aber genau das ist das Geschenk: Menschen, mit denen du regelmäßig unterwegs bist, lernen dich kennen. Und du lernst, dich selbst zu hinterfragen. Du merkst: Lernen ist kein Sprint, sondern ein Weg – und du gehst ihn nicht allein.
Andere Menschen eröffnen dir neue Welten
Einer der größten Vorteile von gemeinschaftlichem Lernen ist dieser: Du lernst nicht nur vom Material – du lernst vor allem voneinander. Das beste Workbook der Welt kann niemals jede Erfahrung, jeden Gedankengang, jede praktische Herausforderung abdecken. Aber deine Mitlernenden bringen genau das mit. Ihre Leben. Ihre Perspektiven. Ihre Fehler. Und ihre Siege.
Es ist oft der spontane Satz aus der Runde, der dich mehr prägt als der Theorieteil der Lektion. Es ist das geteilte Learning aus der letzten Gemeindekrise, das dich im entscheidenden Moment vorbereitet. Oder das mutmachende Zeugnis einer Person, die genau da stand, wo du jetzt bist – und einen Weg gefunden hat.
Und ganz ehrlich? Der Heilige Geist wirkt kraftvoll, wenn Menschen gemeinsam über Leitung nachdenken, beten, ehrlich werden. Gemeinschaft ist kein „Add-on“ – sie ist ein Ort, wo Gott redet. Wo Erkenntnis Tiefe bekommt. Wo Lernen Leben verändert.
Wenn du also denkst: „Ich will in Leitung weiterkommen“, dann ist mein Impuls an dich: Suche dir eine Gemeinschaft. Eine kleine, ehrliche, verbindliche Runde. Sie wird dir helfen, Theorie in Praxis zu übersetzen. Sie wird dich aufbauen, wenn du zweifelst. Und sie wird dich herausfordern, wenn du es brauchst.
Wie du eine Lerngruppe zusammenstellst oder findest
Vielleicht denkst du jetzt: „Klingt super – aber wo finde ich denn so eine Gruppe?“ Die gute Nachricht: Du musst nicht lange suchen. Manchmal liegt die Lösung direkt vor dir. Vielleicht kannst du einfach mit 1–2 Leuten aus deinem Leitungsteam starten. Oder du fragst Freunde in deiner Gemeinde, ob sie Lust haben, mit dir gemeinsam ein Leiterthema zu durchdenken. Oder du bist Teilnehmer in einem Kurs wie den K5 Leiterkursen – dort kannst du gezielt mit anderen Teilnehmern eine Lerngruppe bilden. Du musst das Rad nicht neu erfinden – du musst nur starten.
Führung ist kein Solo. Und Lernen über Leitung darf es auch nicht sein. Wer gemeinsam lernt, wächst tiefer, nachhaltiger und mit mehr Freude. Also: Warte nicht auf das perfekte Material oder den perfekten Zeitpunkt. Fang einfach an. Lade zwei, drei Leute ein. Lern gemeinsam. Werdet gemeinsam mehr wie Jesus – und zu Leitern, die mit Menschen unterwegs sind. So wie er.
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